In sehr vielen Situationen ist das Leerverkaufen von Aktien so als ob man ein geschundenes Pferd zusätzlich prügelt. Das Klatschen der Peitsche ruft noch zusätzliche Prügler auf den Plan. Starke, große Pferde können überleben, schwache, kleine Pferde gehen zum Schlachter. 

(Helmut Pollinger, September 2008)

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Die Mähr von der Leihe...

Oft ließt man in verschiedenen Berichten, die den Ablauf des Leerverkaufs beschreiben, folgenden Satz:

"Für einen Leerverkauf leiht man sich Aktien von jemandem, der die Papiere tatsächlich hält, und verkauft diese dann - in der Annahme, dass der Kurs sinkt. Tritt das tatsächlich ein, kauft man die Aktie später billiger zurück und gibt sie an den Entleiher weiter. Die Differenz aus Verkaufs- und Kaufpreis streicht man als Gewinn ein - abzüglich allerdings der Leihgebühr."


Die Realität schaut aber anders aus. In Deutschland muss man gar nichts leihen! E*trade und Sino, die Leerverkauf anbieten praktizieren "Naked Shortselling"

Naked Shortselling hat den lustigen Umstand, dass plötzlich weitaus mehr Aktien im Umaluf sind als überhaupt ausgegeben wurden. Es gibt sehr krasse Beispiele, die dies belegen. 

Ein noch eher harmloses Beispiel ist die Aktie von E*trade selbst. 530 Mio. Aktien sind ausgegeben. Das Short Interest in USA beträgt rund 120 Mio Aktien. Also sind rund 25% mehr Aktien im Umlauf als ausgegeben. Das verzerrt natürlich den Handel gewaltig. 

E*trade Germany bietet den Kunden an 5 Handelstage Short zu bleiben, danach muss die Shortposition geschlossen werden. Dies kann aber auch verlängert werden. (lt. den Dokumenten auf der E*trade Webseite)
Profis umgehen diese Regel so indem sie den den Short auf Konto A mit einer Neueröffnung des Shorts auf Konto B (gleicher Besitzer) decken. Man stopft ein Loch indem man ein anderes öffnet. Dies kann man endlos weiterführen.

Naked Shortselling ist für mich das verwerflichste, dass man am Finanzmarkt machen kann und ich verstehe nicht, dass seriöse Unternehmen, diese Praktiken unterstützen.